Autogenes Training und Hypertonie

Schon einmaliges Üben des autogenen Trainings senkt den Blutdruck bei Hypertonikern. Gleichzeitig scheint das Autogene Training eine normalisierende Wirkung auf den Hypotoniker zu haben. Bei einer einmaligen Blutdrucküberprüfung im Rahmen des Autogenen Trainings sank der Blutdruck im Mittel von 144,5/82 mmHg auf 128/77 mmHg. Die Blutdruckveränderungen waren dabei unterschiedlich, wobei besonders "systolische Spitzen" abgebaut wurden.

Bei Patienten mit Bluthochdruck  sollte nach Abklärung einer möglichen organischen Ursache stets festgestellt werden, inwieweit dieser hohe Blutdruck situativ bedingt ist, d. h. in typischer Weise durch Aufregung in der Arztpraxis oder durch Stress vor der Messung, oder ob dieser Blutdruck  konstant erhöht ist.

  Sowohl Patienten mit situativ erhöhtem Blutdruck, bei denen häufig eine zu leichte Erregbarkeit des sympatischen Vegetativums vorliegt, als auch Patienten mit milder konstanter Hypertonie sind einer Behandlung durch das autogene Training zugänglich.

Wenn man von einer Dysregulation des Vegetativums im Falle solcher Blutdruckspitzen bzw. chronischen Blutdruckerhöhungen ausgeht, so ist eine Normalisierung  des Vegetativums im Sinne einer Verstärkung der parasympatischen - der entspannenden Komponente durch das autogene Training oder unter Umständen eine andere geeignete entspannungsfördernde Maßnahme möglich.

  Die heute stressfördernde, zu einer chronischen Anspannung führende Lebensweise prädestiniert geradezu hypertone oder disregulative Reaktionen.

  Es ist seit langem bekannt, dass ein gezieltes körperliches Training im Rahmen des dem Patienten Zumutbaren einen hervorragenden Effekt auf den Blutdruck haben kann.

Ein solches Lauftraining ist sowohl vom Aufwand her als auch von der möglichen Belastung bei älteren und kranken Patienten nicht uneingeschränkt möglich.

  Eine Therapieform, deren segensreiche Wirkung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, ist jedoch auch in solchen Fällen für die Behandlung des situativen Hypertonus und des milden Hypertonus durchaus gut einsetzbar.

  Neben den sonstigen positiven Wirkungen des autogenen Trainings, die sich insbesondere in einer allgemeinen Dämpfung des sympatischen und Anregung des

Es wurden n = 35 Patienten untersucht.

Nach dem Ergebnis der Blutdruckmessung

vor und nach dem autogenen Training wurde die Gruppe der Patienten mitdiastolischem Blutdruck gleich oder größer als 90 mmHg getrennt betrachtet. Bei dieser Gruppe (n = 15) reduzierte sich der Blutdruck von 163/95 auf 140/80. Bei der gesamten Gruppe von 144/82 auf 128/77. Das Maximum der Reduktion von 190/110 auf 150/83. In einzel- nen Fällen erhöhte sich ein hypotoner Blutdruck von z. B. 100/60 auf 115/70.

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 parasympatischen Vegetativums äußern, verdient auch die Wirkung dieses Trainings auf den Blutdruck besondere Beachtung. Unabhängig davon wird durch das autogene Training eine zunehmende Gelassenheit gefördert. Dieses ist die "Langzeitwirkung" des autogenen Trainings. Die Stressreize und damit die blutdruckerhöhende Wirkung von Umwelteinflüssen werden deutlich gedämpft, wie Patienten immer wieder übereinstimmend berichten.

An einer Stichprobe wurde vor und 

nach dem autogenen Training der Blutdruck gemessen. Es zeigt sich während des autogenen Trainings eine Blutdruckminderung, die bei fast allen Probanden erreicht wurde. Man muss berücksichtigen, dass grundsätzlich auch ein Messverfahren, wie zum Beispiel das Blutdruckmessen, einen Stressreiz bedeutet und möglicherweise einer Erniedrigung des Blutdruckes gegenübersteht. Trotzdem sind die Ergebnisse eindeutig.

   Von Interesse ist dabei, dass in Einzelfällen ein vorheriger Hypotonus sich tendenziell normalisiert. Dies stimmt mit der Erfahrung aus vielen Gesprächen überein, dass das autogene Training "eine Normalisierende Wirkung" zeigt. Das heißt, es wird immer wieder berichtet, dass Ein-/ Durchschlafstörungen durch das autogene Training sowohl im Sinne einer Kurzzeitwirkung, das heißt ad hoc abgebaut werden als auch im Rahmen einer Langzeitwirkung eine deutliche Verbesserung des Schlafverhaltens eintritt.

  Andererseits wird berichtet, dass auch die Vigilanz beflügelt wird. Das heißt, die Übung des autogenen Trainings am Morgen nach dem Aufwachen führt schnell zu einer erholsamen Wachheit. Ähnlich mögen solche Beobachtungen bei der Hypertonie begründbar sein. Es ist eine lohnenswerte Aufgabe auch in diesem Bereich das autogene Training regelmäßig einzusetzen.

   Wenn schon in vielen Fällen Fehlverordnungen von Antihypertensiva dadurch vermieden werden könnten, dass nicht unkritisch von seltenen "Arzt-Praxis-Blutdruckmessvorgängen" auf den dauerhaften Blutdruckspiegel geschlossen wird, so wird es sich sicherlich lohnen, gerade bei Patienten mit vegetativen Symptomen, das Autogene Training vermehrt auch zur Blutdrucksenkung einzusetzen und gegebenenfalls die Patienten auch zu einer regelmäßigen Selbstmessung anzuregen.

Dr. Escher, Oldenburg  / Veröffentlicht in "Der praktische Arzt" 7/92