Akupunktur: Mythischen Theorien entgegensteuern

Es kann nur zugestimmt werden, wenn ein Versuch gemacht wird, rechtzeitig gegenzusteuern, bevor sich eine mythisch-dogmatische Theorie etabliert, assistiert von fragwürdigen wissenschaftlichen Erklärungs-Versuchen  - wie zum Beispiel den Nervenfaszien-Durchtrittsstellen die angeblich den Akupunkturpunkten entsprechen.

Können ist nicht verlangt, wenn es gilt, einen Mikropunkt zu treffen. Nach rein statistischen Erkenntnissen ist die Wahrscheinlichkeit ein wenige Mikrometer großes Loch zu treffen, geradezu gleich null.

Wenn schon Punkte existieren, so sind es vermutlich stärker nerval oder gefäßmäßig versorgte Bereiche und damit eben keine Punkte.

Im Übrigen ist es eben nicht so, dass die Akupunktur nicht wirkt (!), sondern dass die Theorie insuffizient beziehungsweise in großen Bereichen eben nicht  richtig ist.

Es ist höchste Zeit, die Akupunktur aus mystisch-mythologisch-dogmatisch-geheimwissenschaftlichemem Fahrwasser heraus in eine relativ einfach begründete dafür mit der Physiologie kompatibel praktikable Therapie überzuführen.

Dies ist übrigens mit anderen so genannten "nicht schulmedizinischen Verfahren, man denke an Phytotherapie, Balneotherapie, Suggestivtherapie, et cetera längst gelungen.

Es sei nur erwähnt, das einer Therapieform nämlich der Homöopathie, diese Aufgabe noch bevorsteht.

Auch da muss bemerkt werden, dass noch so glänzende Erfolge möglicherweise das Prozedere, nicht jedoch die dem Verfahren zugrunde liegende Theorie verifizieren.

Umso wichtiger ist es, diesesmal vor Eingang einer Therapie ins Kassenarztrecht nicht nur das Verfahren, sondern auch das Begründungs-Konvolut, das im Falle der TCM-Akupunktur wohl die Tendenz des unbeschränkten  Wachstums inne hat,
einer strengen Sichtung und Entrümpelung zu unterziehen

Dr. W. Escher Oldenburg
 

Veröffentlicht in Ärztliche Praxis  v. 21. Nov. 2000 .